Ein Gastbeitrag unserer Schülerpraktikantin Helin Kilic

Kinder und Jugendliche lesen heutzutage viel weniger als früher, denn die Begeisterung fürs Lesen geht immer weiter zurück. Anstatt sich eine Zeitung zu kaufen, wirft man eher einen Blick auf ein Nachrichtenportal im Internet.  So oder so ähnlich sehen die Aussagen aus, wenn es um die Lesebereitschaft im Allgemeinen und das Zeitunglesen im Besonderen geht. Doch entspricht das der Wahrheit, oder sind das nur Vorurteile?

Guten Tag, ich bin Helin, 15 Jahre alt und für eine Woche Praktikantin bei Siccma Media. Mir wurde für diese Zeit das Projekt zugeteilt, dem Thema Kinder und Lesen genauer auf den Grund zu gehen. Deswegen habe ich mich in den letzten Tagen auf ein Interview mit Grundschülern vorbereitet und mich mit dem Interview als Gesprächsform genauer auseinandergesetzt.

Gestern war es dann so weit und ich habe zusammen mit meinem Kollegen Ibrahim Mazari die „Gemeinschaftsgrundschule Annastraße“ in Köln besucht, um einer vierten Klasse einige Fragen zum Thema zu stellen. Dort angekommen wurden wir offen von der Klassenlehrerin empfangen und haben uns, während die Kinder noch in der Pause waren, im Klassenraum platziert und vorbereitet.

Das Interview mit den Grundschülern

Als es dann endlich zum Gespräch mit den über 20 Kindern kam, ist mir eine Sache sofort aufgefallen: die Kinder sind sehr aufmerksam und motiviert. Auf meine Frage, welche Quellen sie nutzen, um sich über Neuigkeiten zu informieren, gaben sie vor allem das Internet an. Hier nannten sie Artikel von verschiedenen Websites oder YouTube-Videos. Aber auch Zeitungen und das Fernsehen spielen eine Rolle in der Informationsbeschaffung der Kinder. Außerdem liest die Hälfte der Klasse regelmäßig Zeitung und kennt viele Zeitungen sowie Kinderzeitungen. Es fielen Namen wie „Bild“ und „Der Spiegel“. Zudem war die Kinderzeitung des Spiegels „Dein Spiegel“ bekannt und einige Kinder lesen die Duda-Kinderzeitung. Was ich beim familiären Zusammenhang beobachtet habe: Zwei Drittel der Eltern lesen regelmäßig Zeitung und die Kinder lesen bei ihren Eltern und auch bei ihren Großeltern mit. Anschließend haben wir Unterschiede zwischen Nachrichten im Internet und in der Zeitung mit Hinblick auf „Fake-News“ besprochen, wobei klar wurde, dass die Kinder diesen Begriff kennen und lernen, wie sie Nachrichten einordnen können. Die befragten Grundschüler schauen eher Nachrichtensendungen im Fernsehen, als Nachrichten in Zeitungen zu verfolgen, da sie im Fernsehen zum Beispiel durch Bilder besser verständlich sind. Trotzdem habe ich erfahren, dass sie bei widersprüchlicher Berichterstattung am meisten der Zeitung vertrauen, was ebenfalls aus einer Statistik der „JIM-Studie 2021“ zum Medienumgang der 12- bis 19-Jährigen hervorgeht.

Wünsche der Kinder

Die Kinder haben viele Verbesserungsvorschläge für Kinderzeitungen, die auch das Kaufinteresse steigern würden. Neben den Nachrichten wünschen sich die Kinder Inhalte zu eigenen Interessen, wie Bundesligatabellen, Infos zu neuen Forschungen oder Videospielen. Besonders gut und interessant finden sie beispielsweise die Witze und Steckbriefe in der Duda. Zurückgehend auf das Kaufinteresse erklärten die Kinder, dass sie sich eher eine Kinderzeitung kaufen würden, wenn diese für Kinder spannendere Themen aufgreife. Als die Frage aufkam, wie teuer Kinderzeitungen sind, gab es verschiedene Vermutungen von einem bis zu sieben Euro. Tatsächlich liegt der Preis für eine Print-Ausgabe zwischen 1,80 Euro und fünf Euro.

Vorurteil oder Wahrheit?

Abschließend sind mir zwei Dinge bei meinem Besuch an der Schule besonders aufgefallen: Zum einen haben die Kinder viele gute Gedanken und Ideen für Verbesserungen für Kinderzeitungen. Sie wünschen sich Inhalte, die mehr ihren Interessen entsprechen. Zum anderen war es für mich deutlich spürbar, dass die Kinder immer noch Begeisterung am Lesen einer gedruckten Zeitung haben.

Mir wurde vor Augen geführt, dass das Vorurteil nur zum Teil der Wahrheit entspricht. Es ist wahr, dass die Zahl junger Menschen, die die klassische Zeitung lesen, zurückgegangen ist. Allerdings hängt dies mit der Digitalisierung zusammen. Viele Kinder informieren sich eher über das Internet als über die Print-Zeitung. Jedoch ist es nicht wahr, dass Kinder überhaupt keine klassische Papier-Zeitung mehr lesen. Egal ob auf Papier oder online: guter Journalismus ist den Kindern wichtig!

Was ich persönlich aus dem Projekt erkannt habe, ist, dass es wichtig ist, sich manch eine Aussage genauer anzuschauen und zu prüfen. Durch das Interview mit den Kindern zeigte sich, dass eine Situation nicht immer nur schwarz oder weiß ist, sondern es ist wichtig, eine Situation von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und miteinander zu sprechen.