Krisenkommunikation: Die richtigen Worte finden….
… das ist die Quintessenz unseres Berufs. Ob als Journalist oder Kommunikationsberater, unabhängig von Thema, Branche oder den medialen Kanälen, für die sie gedacht sind.
Die richtigen Worte für eine Katastrophe zu finden, ist unmöglich. Denn was ist „richtig“ im Beschreiben des Leids? Was ist angemessen, wo enden Information und Aufklärung und wo beginnen Voyeurismus und mediales Ausschlachten?
Am 14. Juli 2022 jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal. Es gibt kein Medium, das in diesen Tagen nicht noch einmal darüber berichtet: Wie das Flüsschen Ahr in einer Nacht Menschenleben, Ortschaften, Lebensentwürfe und im Nachgang auch die eine oder andere Politikerkarriere vernichtete. Und wie ein Jahr danach tausende Menschen immer noch vor dem Nichts stehen, weil sie trotz Hilfsfonds kein Geld für den Wiederaufbau bekommen haben. Weil sie an Behörden und Bürokratien verzweifeln. Und weil sie schlichtweg keine Energie mehr haben, um zu kämpfen.
Unsere Agentur begleitet die Öffentlichkeitsarbeit im Ahrtal schon lange – doch während ursprünglich Wandern, Wein und Reisen im Vordergrund standen, sind es jetzt völlig andere Themen, die in Worte gefasst werden müssen. Zerstörung und Wiederaufbau, Resignation und Zuversicht, Endzeit- und Aufbruchstimmung.
Eine Armada an Journalisten arbeitet sich seit einem Jahr im und am Ahrtal ab. Die Berichterstattung über die Flut, ihre Folgen und ihre Opfer ist wichtig. Da werden einfühlsam viele Einzelschicksale nacherzählt. Das sind Geschichten, die berühren und die dazu beitragen, dass die Erinnerung wach bleibt.
Manche Medien decken Versäumnisse auf – das ist großartig! Viele machen pauschale Vorwürfe – das ist nachvollziehbar! Aber einige formulieren Unterstellungen, die in der öffentlichen Wahrnehmung zum Fakt werden. Das ist inakzeptabel!
Der angebliche Auftrag, mit der Berichterstattung den Menschen vor Ort ein Gehör zu geben, mündet dann in deren Spaltung und Entzweiung. Und das ist wirklich das Letzte, was wir im Ahrtal brauchen.
Krisenkommunikation, das gehört zu unserem Job. Aber kann man gute Krisenkommunikation leisten, wenn man selbst „mittendrin“ ist?
- Nein, ist die professionelle Antwort. Denn dann fehlt die persönliche Distanz. Eine subjektive Wahrnehmung vernebelt den klaren Blick.
- Doch, sagen wir. Denn wer selbst erlebt hat, worum es geht, findet leichter die richtigen Worte – aus dem Bauch heraus.
Kommunikation nach innen und nach außen sind in einer Krise essenziell. Und wir sind froh, dass wir mit unserer Arbeit einen Beitrag leisten können, um ein realistisches Bild des Ahrtals mit den richtigen Worten nach außen zu transportieren.
Übrigens: Angela Merkel fand damals, dass „die deutsche Sprache kaum Worte für diese Verwüstung kennt“. Für die beispiellose und immer noch anhaltende Hilfsbereitschaft im Ahrtal etablierte sich ein neuer Begriff: #SolidAHRität. Manchmal ist es eben doch ganz einfach, die richtigen Worte zu finden.
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